Warum Glasfassaden durch den Klimawandel zur Sicherheitsfrage werden

Neuigkeit ·
1/10/2025

Glasfassaden vermitteln Transparenz, Licht und Eleganz und sind für moderne Architektur unverzichtbar. Doch der Klimawandel stellt neue Anforderungen an ihre Sicherheit und Lebensdauer. Wir sehen das in unseren Projekten jeden Tag. Wo früher jahrzehntelang Ruhe war, treten heute Spannungsrisse, Dichtungsprobleme oder vorzeitige Materialermüdung auf.

Klimatische Veränderungen in Mitteleuropa – was auf Glasfassaden zukommt

Die Klimadaten sprechen eine klare Sprache: In Deutschland ist die Durchschnittstemperatur seit 1881 um rund 1,7–1,8 °C gestiegen, und der größte Teil dieses Anstiegs liegt in den letzten drei Jahrzehnten. Für uns in der Praxis bedeutet das: Die Bedingungen, unter denen wir Glasfassaden planen, bauen und warten, sind heute andere als noch vor wenigen Jahren.

Besonders auffällig sind drei Entwicklungen, die wir immer häufiger sehen:

  • Mehr Hitzetage und längere Hitzeperioden
    Früher waren Temperaturen über 30 °C Ausnahmen, heute sind sie in vielen Regionen Normalität im Sommer. Das wirkt sich direkt auf die thermische Belastung von Glas aus.
  • Häufigere und heftigere Extremwetter-Ereignisse
    Stürme mit hohen Windlasten, starker Hagel, plötzliche Starkregenfälle – alles Ereignisse, die in der Vergangenheit deutlich seltener und weniger intensiv auftraten.
  • Stärkere und schnellere Temperatursprünge
    Wir erleben häufiger Tage, an denen morgens noch Frost herrscht und am Nachmittag über 20 °C gemessen werden. Diese schnellen Wechsel erzeugen enorme Spannungen im Glas.

Wie sich diese Klimaveränderungen auf Glasfassaden auswirken

Klimaveränderungen wirken sich direkt und messbar auf die Konstruktion, das Material und die Lebensdauer von Glasfassaden aus. Aus Erfahrung wissen wir: Die Belastungen kommen heute in drei Hauptformen vor, die oft gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig verstärken.

1. Thermische Spannungen durch Temperaturschwankungen

Glas dehnt sich bei Wärme aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Das ist an sich nichts Neues. Problematisch wird es, wenn diese Temperaturänderung nicht gleichmäßig über die gesamte Fläche verläuft. Teilverschattungen, unterschiedliche Beschichtungen oder große Formate können dazu führen, dass ein Bereich des Glases deutlich wärmer wird als ein anderer. Schon ein Temperaturunterschied von 30 °C innerhalb einer Scheibe kann zu Spannungsrissen führen. Wir sehen in der Praxis, dass solche Unterschiede heute häufiger und stärker auftreten – insbesondere bei dunklen Beschichtungen oder teilverschatteten Fassadenelementen .

2. Mechanische Belastungen durch Extremwetter

Stürme, Hagel, Starkregen: Diese Ereignisse treten nicht nur öfter auf, sie sind auch intensiver. Starke Windböen erzeugen hohe Druck- und Soglasten auf großen Glasflächen, Hagelkörner wirken wie punktuelle Schläge, und Starkregen kann bei überlasteten Entwässerungssystemen zusätzlichen Wasserdruck auf die Fassadenbauteile ausüben. Besonders kritisch sind dabei die Schnittstellen zwischen Tragkonstruktion, Rahmen und Glas. Hier lohnt sich eine nachweisbasierte Detailbemessung (Abstützungen, Setzwege, Entwässerung, Randverbund-Temperaturen), weil Schäden häufig genau in diesen Übergängen entstehen.

3. Beschleunigte Alterung durch Witterung

Hitze, UV-Strahlung, Feuchtigkeit und Frost wirken wie ein permanenter Alterungstest für alle Fassadenteile. Wir beobachten, dass Dichtstoffe schneller verspröden, Beschichtungen ausbleichen und metallische Bauteile früher korrodieren. Das führt nicht nur zu optischen Mängeln, sondern kann auch die Dichtigkeit und statische Sicherheit beeinträchtigen. Bei nachträglich aufgebrachten Sonnenschutzfolien sollten thermische Auswirkungen zwingend geprüft werden, denn durch höhere Absorption kann das Bruchrisiko steigen.

Folgen und Handlungsempfehlungen für klimaresiliente Glasfassaden

Die beschriebenen Belastungen wirken nicht isoliert, sie verändern die Anforderungen an Glasfassaden in allen Phasen ihres Lebenszyklus. Und aus Erfahrung wissen wir: Die beste Absicherung gegen klimabedingte Risiken ist eine Kombination aus vorausschauender Planung, sorgfältiger Materialwahl und konsequenter Wartung.

Folgen für die Planung neuer Glasfassaden

In der Planung müssen heute größere Sicherheitsreserven einkalkuliert werden, weil die klimatischen Lasten weniger vorhersehbar sind. Das betrifft nicht nur die Glasdimensionierung, sondern auch Rahmenprofile, Befestigungspunkte und Dichtungssysteme.

Konkrete Empfehlungen:

  • Aktuelle Klimadaten berücksichtigen: Simulationen und statische Nachweise, die nicht auf historischen, sondern auf aktuellen und prognostizierten Wetterdaten basieren.
  • Thermische Lasten reduzieren: z. B. durch Sonnenschutzglas, intelligente Beschattungssysteme oder helle Beschichtungen.
  • Stoß- und Schlagfestigkeit erhöhen: Gläser mit geprüfter Hagelresistenz, verstärkte Rahmenprofile und robuste Befestigungen einsetzen.
  • Sicherheitsreserven einplanen: Dimensionieren, als ob die Belastung über die Normwerte hinausgeht.

Folgen für den laufenden Betrieb 

Wartungs- und Inspektionszyklen, die vor zehn Jahren noch ausreichend waren, greifen heute oft zu kurz. Was früher alle drei bis fünf Jahre kontrolliert wurde, sollte in vielen Fällen mindestens jährlich geprüft werden.

Konkrete Empfehlungen:

  • Regelmäßige Inspektionen: Sicht- und Funktionsprüfung mindestens einmal pro Jahr, idealerweise vor und nach der Wintersaison.
  • Ereignisbezogene Kontrollen: Nach Sturm, Hagel oder starkem Temperatursturz zeitnah prüfen lassen.
  • Schwachstellen dokumentieren: Fotos und Zustandsberichte helfen, Entwicklungen früh zu erkennen.
  • Dichtungen und Fugen pflegen: Frühzeitiger Austausch beugt Folgeschäden vor.

Für die Sicherheit bei Bestandsgebäuden

Für die Sicherheit bedeutet das eine klare Verschiebung: Glasfassaden müssen nicht nur die aktuellen Normanforderungen erfüllen, sondern in ihrer Konstruktion und Materialwahl auch auf künftige, intensivere Belastungen vorbereitet sein.

Konkrete Empfehlungen:

  • Risikoanalyse durch Fachbetrieb: Schwachstellen an Glas, Rahmen und Befestigung prüfen lassen.
  • Nachrüsten, wo möglich: z. B. durch Sicherheitsfolien, zusätzliche Haltepunkte oder verbesserten Sonnenschutz.
  • Wartungsintervalle anpassen: Von 3 bis 5 Jahren auf jährliche Kontrolle verkürzen.

Aus unserer Erfahrung zahlt sich dieser vorausschauende Ansatz doppelt aus. Er reduziert nicht nur das Risiko von Schadensfällen, sondern verlängert auch die wirtschaftliche Nutzungsdauer der Fassade deutlich.

Ausblick: Sicherheit für die nächsten Jahrzehnte mitdenken

Der Klimawandel wird die Belastungen für Glasfassaden in den kommenden Jahren weiter verändern. Das ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Entwicklung. Wer heute plant oder Bestand betreut, legt damit den Grundstein für die Sicherheit, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der nächsten Jahrzehnte.

Unsere Erfahrung zeigt: Wer frühzeitig auf klimaresiliente Lösungen setzt, spart langfristig nicht nur Kosten, sondern vermeidet auch kritische Ausfälle und Folgeschäden.

Lassen Sie Ihre Glasfassade auf Zukunftstauglichkeit prüfen

Wenn Sie wissen möchten, wie sich Ihre Glasfassade unter den künftigen Bedingungen verhält und welche Anpassungen sinnvoll sind, sprechen Sie uns gerne an.

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FAQ

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf Glasfassaden?

Höhere Temperaturen, mehr Hitzetage, häufigere Extremwetter und stärkere Temperatursprünge erhöhen die thermische und mechanische Belastung, beschleunigen Alterungsprozesse und steigern den Wartungsbedarf.

Was sind thermische Spannungen bei Glasfassaden?

Thermische Spannungen entstehen durch ungleichmäßige Erwärmung oder Abkühlung einer Glasscheibe. Sie können Risse verursachen und im Extremfall zum Bruch führen.

Wie können Glasfassaden vor Extremwetter geschützt werden?

Durch stoß- und schlagfeste Gläser, stabile Rahmenkonstruktionen, ausreichende Sicherheitsreserven in der Statik sowie regelmäßige Inspektionen nach Unwettern.

Welche Normen sind für die Planung klimaresilienter Glasfassaden relevant?

In Deutschland vor allem DIN 18008 (alle Teile, Revision 2024) und auf EU-Ebene CEN/TS 19100 als Leitlinie für den künftigen Eurocode.

Wie oft sollten Glasfassaden gewartet werden?

Mindestens einmal jährlich, idealerweise vor und nach der Wintersaison, sowie anlassbezogen nach Sturm, Hagel oder starken Temperatursprüngen.

Welche Materialien sind für den Klimawandel besonders geeignet?

Sonnenschutzglas, Gläser mit geprüfter Hagelresistenz, hitzestabile Dichtstoffe und korrosionsbeständige Rahmenmaterialien wie hochwertiges Aluminium oder Edelstahl.

Warum ist eine Risikoanalyse für Bestandsfassaden wichtig?

Sie deckt Schwachstellen auf, bevor es zu Schäden kommt, und ermöglicht gezielte Nachrüstungen, die Sicherheit und Lebensdauer erhöhen.

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