Glasfassaden vermitteln Transparenz, Licht und Eleganz und sind für moderne Architektur unverzichtbar. Doch der Klimawandel stellt neue Anforderungen an ihre Sicherheit und Lebensdauer. Wir sehen das in unseren Projekten jeden Tag. Wo früher jahrzehntelang Ruhe war, treten heute Spannungsrisse, Dichtungsprobleme oder vorzeitige Materialermüdung auf.
Die Klimadaten sprechen eine klare Sprache: In Deutschland ist die Durchschnittstemperatur seit 1881 um rund 1,7–1,8 °C gestiegen, und der größte Teil dieses Anstiegs liegt in den letzten drei Jahrzehnten. Für uns in der Praxis bedeutet das: Die Bedingungen, unter denen wir Glasfassaden planen, bauen und warten, sind heute andere als noch vor wenigen Jahren.
Besonders auffällig sind drei Entwicklungen, die wir immer häufiger sehen:
Klimaveränderungen wirken sich direkt und messbar auf die Konstruktion, das Material und die Lebensdauer von Glasfassaden aus. Aus Erfahrung wissen wir: Die Belastungen kommen heute in drei Hauptformen vor, die oft gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig verstärken.
Glas dehnt sich bei Wärme aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Das ist an sich nichts Neues. Problematisch wird es, wenn diese Temperaturänderung nicht gleichmäßig über die gesamte Fläche verläuft. Teilverschattungen, unterschiedliche Beschichtungen oder große Formate können dazu führen, dass ein Bereich des Glases deutlich wärmer wird als ein anderer. Schon ein Temperaturunterschied von 30 °C innerhalb einer Scheibe kann zu Spannungsrissen führen. Wir sehen in der Praxis, dass solche Unterschiede heute häufiger und stärker auftreten – insbesondere bei dunklen Beschichtungen oder teilverschatteten Fassadenelementen .
Stürme, Hagel, Starkregen: Diese Ereignisse treten nicht nur öfter auf, sie sind auch intensiver. Starke Windböen erzeugen hohe Druck- und Soglasten auf großen Glasflächen, Hagelkörner wirken wie punktuelle Schläge, und Starkregen kann bei überlasteten Entwässerungssystemen zusätzlichen Wasserdruck auf die Fassadenbauteile ausüben. Besonders kritisch sind dabei die Schnittstellen zwischen Tragkonstruktion, Rahmen und Glas. Hier lohnt sich eine nachweisbasierte Detailbemessung (Abstützungen, Setzwege, Entwässerung, Randverbund-Temperaturen), weil Schäden häufig genau in diesen Übergängen entstehen.
Hitze, UV-Strahlung, Feuchtigkeit und Frost wirken wie ein permanenter Alterungstest für alle Fassadenteile. Wir beobachten, dass Dichtstoffe schneller verspröden, Beschichtungen ausbleichen und metallische Bauteile früher korrodieren. Das führt nicht nur zu optischen Mängeln, sondern kann auch die Dichtigkeit und statische Sicherheit beeinträchtigen. Bei nachträglich aufgebrachten Sonnenschutzfolien sollten thermische Auswirkungen zwingend geprüft werden, denn durch höhere Absorption kann das Bruchrisiko steigen.
Die beschriebenen Belastungen wirken nicht isoliert, sie verändern die Anforderungen an Glasfassaden in allen Phasen ihres Lebenszyklus. Und aus Erfahrung wissen wir: Die beste Absicherung gegen klimabedingte Risiken ist eine Kombination aus vorausschauender Planung, sorgfältiger Materialwahl und konsequenter Wartung.
In der Planung müssen heute größere Sicherheitsreserven einkalkuliert werden, weil die klimatischen Lasten weniger vorhersehbar sind. Das betrifft nicht nur die Glasdimensionierung, sondern auch Rahmenprofile, Befestigungspunkte und Dichtungssysteme.
Wartungs- und Inspektionszyklen, die vor zehn Jahren noch ausreichend waren, greifen heute oft zu kurz. Was früher alle drei bis fünf Jahre kontrolliert wurde, sollte in vielen Fällen mindestens jährlich geprüft werden.
Für die Sicherheit bedeutet das eine klare Verschiebung: Glasfassaden müssen nicht nur die aktuellen Normanforderungen erfüllen, sondern in ihrer Konstruktion und Materialwahl auch auf künftige, intensivere Belastungen vorbereitet sein.
Aus unserer Erfahrung zahlt sich dieser vorausschauende Ansatz doppelt aus. Er reduziert nicht nur das Risiko von Schadensfällen, sondern verlängert auch die wirtschaftliche Nutzungsdauer der Fassade deutlich.
Der Klimawandel wird die Belastungen für Glasfassaden in den kommenden Jahren weiter verändern. Das ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Entwicklung. Wer heute plant oder Bestand betreut, legt damit den Grundstein für die Sicherheit, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der nächsten Jahrzehnte.
Unsere Erfahrung zeigt: Wer frühzeitig auf klimaresiliente Lösungen setzt, spart langfristig nicht nur Kosten, sondern vermeidet auch kritische Ausfälle und Folgeschäden.
Höhere Temperaturen, mehr Hitzetage, häufigere Extremwetter und stärkere Temperatursprünge erhöhen die thermische und mechanische Belastung, beschleunigen Alterungsprozesse und steigern den Wartungsbedarf.
Thermische Spannungen entstehen durch ungleichmäßige Erwärmung oder Abkühlung einer Glasscheibe. Sie können Risse verursachen und im Extremfall zum Bruch führen.
Durch stoß- und schlagfeste Gläser, stabile Rahmenkonstruktionen, ausreichende Sicherheitsreserven in der Statik sowie regelmäßige Inspektionen nach Unwettern.
In Deutschland vor allem DIN 18008 (alle Teile, Revision 2024) und auf EU-Ebene CEN/TS 19100 als Leitlinie für den künftigen Eurocode.
Mindestens einmal jährlich, idealerweise vor und nach der Wintersaison, sowie anlassbezogen nach Sturm, Hagel oder starken Temperatursprüngen.
Sonnenschutzglas, Gläser mit geprüfter Hagelresistenz, hitzestabile Dichtstoffe und korrosionsbeständige Rahmenmaterialien wie hochwertiges Aluminium oder Edelstahl.
Sie deckt Schwachstellen auf, bevor es zu Schäden kommt, und ermöglicht gezielte Nachrüstungen, die Sicherheit und Lebensdauer erhöhen.