Glasfassade sanieren oder austauschen? So erkennen Sie den richtigen Zeitpunkt

Neuigkeit ·
8/10/2025

Auch wenn Ihre Glasfassade auf den ersten Blick noch völlig in Ordnung aussieht, lauern hinter den Scheiben Risiken wie undichte Dichtungen, alternde Beschichtungen oder Befestigungen, die nicht mehr halten. Für Eigentümer:innen, Architekt:innen und Facility Manager:innen bedeutet das: steigende Energiekosten, mögliche Sicherheitsprobleme und im schlimmsten Fall hohe Folgekosten. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wann Sie Ihre Fassade kritisch prüfen lassen sollten, wie Sie erkennen, ob es eine Sanierung und eine komplette Erneuerung braucht und welche Lebensdauern bei Glas, Dichtungen und Beschichtungen realistisch sind.

Diese Risiken drohen, wenn Sie Ihre Glasfassade zu lange vernachlässigen

Eine Glasfassade ist langlebig, aber nicht unverwundbar. Wenn Dichtungen spröde werden oder sich Fugen öffnen, gelangt Feuchtigkeit ins System. Das kann dazu führen, dass durch eindringendes Wasser in den Glasfalzraum die Glaseinheiten früher erblinden, Metallteile korrodieren oder sich Schimmel bildet.

Auch die Verglasung selbst ist nicht frei von Risiken. Besonders kritisch sind sogenannte Spontanbrüche bei Einscheibensicherheitsglas, die durch Nickel-Sulfid-Einschlüsse ausgelöst werden können. Ebenso gefährlich sind thermische Brüche, die entstehen, wenn Scheiben durch Teilverschattung oder direkte Wärmeeinwirkung ungleichmäßig belastet werden.

Hinzu kommt die Energiefrage. Veraltete Isoliergläser verlieren ihre Schutzwirkung, Gasfüllungen entweichen unbemerkt und Heiz- oder Kühlkosten steigen spürbar. Was äußerlich noch solide wirkt, kann also längst ein heimlicher Kostenfaktor sein.

Und schließlich spielt die Verantwortung eine große Rolle. Eigentümer:innen und Betreiber:innen sind nach VDI 6200 verpflichtet, ihre Fassaden regelmäßig prüfen und dokumentieren zu lassen. Wer das versäumt, riskiert nicht nur höhere Folgeschäden, sondern im Ernstfall auch Haftungsrisiken im Schadensfall.

Wie lange halten Glas, Dichtungen und Beschichtungen?

Eine Glasfassade besteht nicht nur aus Glas. Ihre Funktion hängt entscheidend von Dichtungen, Beschichtungen und Befestigungen ab und genau diese Bauteile altern deutlich schneller als das Glas selbst. Das macht es für Betreiber:innen so wichtig, die einzelnen Komponenten im Blick zu behalten. Die folgende Übersicht zeigt Ihnen typische Lebensdauern und Schadensbilder:

Bauteil Typische Lebensdauer Häufige Schadensbilder
Isolierglas (IGU) 20–30 Jahre Kondensat im Scheibenzwischenraum, Gasverlust
Dichtprofile (EPDM, TPE) 15–25 Jahre Versprödung, Risse, Undichtigkeit
Dichtstoffe (Silikon, Butyl) 10–15 Jahre Ablösung, Risse, Verlust der Elastizität
Beschichtete Gläser (EN 1096) 20–30 Jahre Delamination, optische Beeinträchtigungen


Diese Werte sind Durchschnittswerte aus der Praxis. Abhängig von Lage, Witterungseinflüssen und Bauweise kann es zu deutlich früheren Schäden kommen. Oder im Einzelfall auch zu längerer Haltbarkeit. Wichtig ist deshalb, die Fassade regelmäßig prüfen zu lassen, anstatt sich auf starre Zeiträume zu verlassen.

So prüfen Sie Ihre Glasfassade richtig

Ob eine Fassade saniert werden muss, entscheidet sich anhand einer fachgerechten Zustandsprüfung. Orientierung gibt die VDI-Richtlinie 6200. Sie beschreibt, wie Bauwerke regelmäßig kontrolliert und dokumentiert werden sollen. 

Das reicht von einfachen Sichtprüfungen bis zu eingehenden Untersuchungen, bei denen tragende Bauteile, Befestigungen und Dichtungen detailliert begutachtet werden. Die Ergebnisse werden in einem Bauwerksbuch festgehalten und nach drei Kriterien bewertet: Sicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit. So lässt sich klar nachvollziehen, wie sich der Zustand einer Fassade über die Jahre entwickelt.

Für Betreiber:innen bedeutet das: Wiederkehrende Prüfungen sind Pflicht. Wer sie regelmäßig durchführt, erkennt Risiken rechtzeitig und kann gezielt reagieren, bevor größere Schäden oder Ausfälle entstehen. Wer Prüfungen versäumt, riskiert im Schadensfall nicht nur hohe Reparaturkosten, sondern auch Probleme mit der Versicherung – bis hin zur persönlichen Haftung bei Personenschäden.

Was wann geprüft werden sollte

  • Jährlich: eine Sichtkontrolle der Fassade. Dabei geht es um Risse, brüchige Dichtungen, lose Teile oder Spuren von Feuchtigkeit.
  • Alle fünf Jahre: eine eingehende Prüfung durch Fachbetriebe für Glas-, Fenster- und Fassadenbau. Dabei werden auch die Befestigungen, die Entwässerung und der Randverbund kontrolliert.
  • Bei Auffälligkeiten: sofort eine Fachprüfung veranlassen – etwa, wenn Glas plötzlich bricht, sich Beschläge lockern oder Wasser ins Fassadensystem eindringt.

Sanieren oder austauschen – wie Sie die richtige Entscheidung treffen

Wenn Sie Schäden an Ihrer Glasfassade feststellen, stehen Sie vor der entscheidenden Frage: Lohnt es sich noch zu sanieren oder ist ein kompletter Austausch unvermeidlich? Die Antwort hängt davon ab, wie tief die Probleme gehen und welche Ziele Sie mit Ihrem Gebäude verfolgen.

Wann eine Sanierung sinnvoll ist

Eine Sanierung kommt in Betracht, wenn die Basis Ihrer Fassade noch intakt ist. Das bedeutet, die Unterkonstruktion ist stabil und die Schäden sind auf einzelne Bereiche begrenzt. Typische Fälle sind:

  • Undichte Fugen oder Randverbünde
    Einzelne Dichtungen haben ihre Elastizität verloren, lassen sich aber erneuern, ohne die gesamte Fassade anzutasten.
  • Veraltete Isoliergläser
    Wenn die Verglasung zwar dicht, aber energetisch nicht mehr auf dem Stand der Technik ist, lässt sich durch einen Austausch auf moderne Low-E-Scheiben mit warmer Kante viel Effizienz zurückgewinnen.
  • Lokale Schadstellen
    Ein gebrochenes Feld oder eine beschädigte Scheibe können gezielt ersetzt werden, solange das restliche System intakt bleibt.

In solchen Fällen sparen Sie Investitionskosten und verlängern die Lebensdauer Ihrer Fassade spürbar.

Wann ein Austausch notwendig wird

Anders sieht es aus, wenn die Schäden nicht mehr punktuell sind, sondern das System insgesamt betreffen. Das kann bedeuten:

  • Mehrere Felder sind undicht
    Wenn großflächig Kondensat im Scheibenzwischenraum auftritt, hilft ein einzelner Glastausch nicht mehr.
  • Korrosion oder Ermüdung an Befestigungen
    Trägt die Unterkonstruktion nicht mehr zuverlässig, ist die Sicherheit der gesamten Fassade gefährdet.
  • Probleme bei Structural-Glazing-Fassaden
    Lässt die Verklebung nach, reicht eine Teilsanierung nicht aus – hier geht es um die Tragfähigkeit des gesamten Systems.
  • Energetische Ziele bleiben unerreichbar
    Wenn selbst mit neuen Isoliergläsern die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) nicht erfüllt werden, führt kein Weg am Komplettaustausch vorbei.

Ein kompletter Austausch ist zwar die größere Investition, schafft aber Sicherheit und Zukunftsfähigkeit. Und oft auch eine klare energetische Verbesserung, die sich über die Betriebskosten wieder amortisiert.

Praxisempfehlungen für Betreiber und Planer

Wenn Sie eine Glasfassade verantworten, kommt es nicht nur darauf an, Schäden zu erkennen, sondern auch auf die richtige Strategie im Umgang damit. Aus unserer Praxis lassen sich einige Empfehlungen ableiten, die Ihnen helfen, Risiken zu vermeiden und den Betrieb reibungslos aufrechtzuerhalten.

Fugen fachgerecht sanieren

Undichte oder spröde Fugen sind einer der häufigsten Schadentreiber. Hier lohnt es sich, auf Fachwissen zu setzen. Nach den IVD-Merkblättern 27 und 28 muss nicht nur die Fugengeometrie passen, sondern auch die Stoffverträglichkeit der Materialien. Eine fachgerechte Fugensanierung verhindert, dass Wasser ins Fassadensystem eindringt und dort größere Schäden verursacht.

Randverbund und Entwässerung im Blick behalten

Der Randverbund von Isoliergläsern ist die Schwachstelle, über die Gasfüllungen entweichen und Feuchtigkeit eindringen kann. Prüfen Sie regelmäßig, ob die Entwässerung funktioniert und Falzräume belüftet sind. Schon kleine Störungen können dazu führen, dass sich Kondensat im Scheibenzwischenraum bildet.

Energetische Upgrades nutzen

Gerade bei älteren Fassaden lohnt sich der Austausch der Isoliergläser nach EN 1279. Moderne Low-E-Scheiben mit Gasfüllung und „warmer Kante“ verbessern nicht nur den U-Wert, sondern sorgen auch für ein angenehmeres Raumklima. Wer die Gelegenheit nutzt, kann zusätzliche Sonnenschutz- oder Blendschutzfunktionen integrieren.

Sanierung im laufenden Betrieb organisieren

Für viele Betreiber ist die größte Sorge, dass eine Fassadensanierung den Betrieb lahmlegt. Das muss nicht sein. Mit einer durchdachten Planung lassen sich Arbeiten abschnittsweise durchführen. Temporäre Sicherungen sorgen dafür, dass Nutzer:innen geschützt bleiben, während Staub- und Lärmmanagement dafür sorgen, dass der Alltag im Gebäude weiterlaufen kann.

Unterstützung durch Fachbetriebe nutzen

Ein Fachbetrieb übernimmt dabei nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch die Schnittstellenkoordination. Etwa mit Planer und anderen Fachunternehmen für Glas-, Fenster- und Fassadenbau. So haben Sie Planungssicherheit und vermeiden zusätzliche Reibungsverluste.

Welche Regelwerke bestimmen, was Sie beachten müssen?

Wenn Sie für eine Glasfassade Verantwortung tragen, kommen Sie an Normen und Richtlinien nicht vorbei. Sie geben den Rahmen vor, welche Anforderungen an Sicherheit, Dauerhaftigkeit und Energieeffizienz gelten. Damit Sie den Überblick behalten, haben wir die wichtigsten Regelwerke für Sie zusammengefasst:

  • EN 13830 – legt die Anforderungen für Vorhangfassaden (Curtain Walling) fest, von der Tragfähigkeit über den Witterungsschutz bis zur Dauerhaftigkeit.
  • EN 1279 – regelt die Qualität und Dauerhaftigkeit von Isolierglas, insbesondere in Bezug auf Gasverluste und Feuchtigkeit im Scheibenzwischenraum.
  • EN 1096 – definiert Prüfverfahren und Anforderungen für beschichtetes Glas, etwa bei Low-E- oder Sonnenschutzschichten.
  • EN 14179 – betrifft Einscheibensicherheitsglas mit Heißlagerungstest (ESG-H) und reduziert das Risiko von Spontanbrüchen bei neuen oder ausgetauschten Scheiben.
  • VDI 6200 – beschreibt, wie Fassaden wiederkehrend geprüft und die Ergebnisse im Bauwerksbuch dokumentiert werden müssen.
  • IVD-Merkblätter 27/28 – geben praktische Hinweise für die fachgerechte Fugenausführung und -sanierung.
  • EAD/ETAG 002 – regelt Structural-Sealant-Glazing (SSG), also die Verklebung von Glas mit tragender Funktion.

Hinweis zum Energiegesetz (GEG):
Wenn Sie an einer Glasfassade Änderungen vornehmen, müssen Sie die U-Werte beachten. Das GEG schreibt hier klare Orientierungswerte vor. In manchen Fällen kann sogar der Austausch einzelner Scheiben dazu führen, dass energetische Nachrüstpflichten greifen.

So bleiben Glasfassaden sicher und wirtschaftlich

Warten Sie mit der Sanierung oder Erneuerung Ihrer Glasfassade nicht, bis Schäden unübersehbar sind. Je früher Sie handeln, desto mehr Optionen haben Sie: Sie verlängern die Lebensdauer Ihrer Fassade, senken Energiekosten und vermeiden teure Folgeschäden. Wenn die Sicherheit oder die energetischen Ziele nicht mehr gewährleistet sind, ist ein Austausch die bessere Lösung. Und auch das lässt sich planbar und effizient umsetzen.

Als erfahrener Partner sorgen wir dafür, dass Ihre Fassade fachgerecht geprüft, instand gesetzt oder erneuert wird. Dabei berücksichtigen wir selbstverständlich alle relevanten Normen und Richtlinien. So haben Sie die Sicherheit, dass Ihre Glasfassade nicht nur technisch einwandfrei, sondern auch sicher, effizient und wertstabil bleibt.

Nehmen Sie jetzt Kontakt mit uns auf.

FAQ

Wie lange hält eine Glasfassade?

Die Glasflächen selbst sind sehr langlebig. Kritisch sind die Dichtungen, Beschichtungen und Befestigungen. Isoliergläser zeigen meist nach 20–30 Jahren erste Schäden, Dichtstoffe oft schon nach 10–15 Jahren.

Woran erkenne ich, dass meine Glasfassade saniert werden muss?

Typische Anzeichen sind Kondensat im Scheibenzwischenraum, brüchige oder abgelöste Fugen, Korrosion an Befestigungen oder spontane Glasbrüche. Spätestens dann sollten Sie eine Fachprüfung veranlassen.

Muss ich meine Glasfassade regelmäßig prüfen lassen?

Ja. Nach VDI 6200 sind regelmäßige Prüfungen Pflicht. Empfohlen sind jährliche Sichtkontrollen und alle fünf Jahre eine eingehende Untersuchung durch Fachleute.

Was ist günstiger: Sanierung oder Austausch?

Das hängt vom Schadensbild ab. Lokale Schäden oder veraltete Verglasungen lassen sich meist gezielt sanieren. Bei systemischen Schäden oder wenn energetische Ziele nicht mehr erreichbar sind, ist ein Austausch wirtschaftlicher.

Welche energetischen Vorteile bringt eine Sanierung?

Durch den Austausch auf moderne Low-E-Isoliergläser mit warmer Kante können Sie Heiz- und Kühlkosten deutlich senken und die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes erfüllen.

Welche Normen und Richtlinien muss ich bei einer Fassadensanierung beachten?

Wichtige Regelwerke sind EN 13830 (Curtain Walling), EN 1279 (Isolierglas), EN 1096 (Beschichtungen), EN 14179 (ESG-H), VDI 6200 (Prüfungen), IVD-Merkblätter (Fugen) und das GEG.

Kann eine Fassadensanierung im laufenden Betrieb stattfinden?

Ja. Mit einer guten Planung lassen sich Arbeiten etappenweise durchführen. Temporäre Sicherungen und ein gezieltes Staub- und Lärmmanagement ermöglichen es, dass der Gebäudebetrieb weiterläuft.

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